Es war einmal ein Seemann der fuhr auf hohe See. Es war ein schöner Morgen als ein Seemonster das Schiff angriff. Die Männer schrien. Das Schiff ächzte und drohte zu kentern. Vor Angst quollen ihnen die Augen über. Das Monster zerrte und zog am Schiff. Es gab kein Entrinnen. An die Masten geklammert konnten die Seemänner nur in den tiefen Schlund des Monsters sehen, der weit aufgerissen war, wie um sie alle zu verschlingen. Doch nichts geschah. Nach einer Weile befreite das Monster das Schiff aus seiner grausigen Umarmung - mysteriös wie es gekommen war, zog es all seine Fangarme zurück und verschwand unter der Meeresoberfläche. Die Männer wussten sich keinen Rat. Was war hier geschehen? Sie hatten einen Heidenschreck erhalten, doch das Schiff war intakt und niemand war zu Tode gekommen. Plötzlich rief der Seemann: Seht! Das Monster hat das Schiff eine Stück weit mitgezogen!!! Verwundert hoben die anderen Männer die Blick zu ihm auf. Er rief den Arm in die Richtung schwenkend aus der das Schiff gekommen war:"Seht! Da war ein Korallenriff!!! Wir wären elendiglich zu Grunde gegangen, wenn wir darauf aufgefahren wären! Das Monster hat uns gerettet!!! Wie ist das möglich?" Und doch war es so. Wäre das Monster mit seinen furchtbaren Tentakeln, seinen Reißzähnen, seinem tiefen unbarmherzigen Schlund nicht gewesen - das Schiff wäre seinem Schicksal überlassen gewesen. Die Männer schwenkten ihre Mützen, riefen dem Monster, welches nicht mehr zu sehen war, Dankesworte hinterher und setzten ihre Fahrt vor. Der Seemann allerdings stand mit nachdenklich verschränkten Armen auf der Reling. Weit erstreckte sich die blaue glitzernde Fläche des Ozeans. Dann und wann schoss ein Delphin an die Oberfläche um knakernd und quietschend wieder unter der Oberfläche zu verschwinden. Monster...dachte, der Seemann bei sich,...bist du gar mein Freund? Auch wenn du so schrecklich bist? Moral von der Geschichte: Angst dient im prinzipiell als Schutzfaktor. Im Laufe eines Menschenlebens können verschiedenen Mechanismen zu einer Überreaktion dieses Schutzfaktors führen. Das Gehirn lernt in und mit der Angst und kann aber alles Erlernte wieder verlernen. Das ist die große hoffnungsgebende Fakel im Sturm. Und solange das Gehirn noch nicht "zurück-gelernt" hat, ist es nicht schlecht, das Monster - auch wenn es Klauen und Zähne hat - dann und wann zu streicheln. Vielleicht wird es dann ganz brav, rosa und entpuppt sich als gar nicht so monströs. Denn wir dürfen nicht vergessen: es kam in die Welt um zu schützen.
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Meine Freundin hat mich gestern gefragt: "Wann kommst du wieder mal in die Stadt? Geht es dir schon besser mit den Ubahnen?" Nein - es geht mir noch nicht besser. Ich fahre nicht mit der Ubahn. Der Gedanke daran läßt alles in mir erstarren. Menschen. Stadt. Ubahn. Urban. Brücken. Aufzüge. Große Plätze. Enge Gassen. Zuviel. Angst. Unverständnis. Angst. Seit 19 Jahren habe ich eine Begleiterin und sie heißt Agoraphobie. Sie ist eine der Phobien aus der großen Familie der "seelischen Beeinträchtigungen". Sie geht mit mir Hand in Hand und obwohl ich sie manches Mal davon überzeugen kann mich eine Zeit lang alleine meines Weges gehen zu lassen, kehrt sich doch immer wieder zurück - nach ihrer Meinung, war sie niemals weg, nur leise, aus ihrer Sicht beschützend im Hintergrund. Ich habe mich entschlossen, da sie ein Teil von mir ist und auch Gründe hat da zu sein, sie nicht zu bekämpfen. Denn sie ist die Schutzpatronin meines Inneren Kindes und die kann ich doch nicht auf den Mond schicken? Was ich allerdings klar gemacht habe, da das Leben mit ihr - und auch ihren Cousinen die dann und wann auf Besuch kommen (Depression, ect) - schwierig für mich ist. Ich kann nicht mit der Ubahn fahren - nicht weil ich Angst vor Ubahnen habe, sondern weil ich nicht ein - und aussteigen kann. Ich kann beim Einsteigen einfach diese zwei Meter, die mich von der Ubahn trennen nicht überqueren. Ich erstarre, ich bin in absluter Panik, mir wird übel, schwindling, mein Herz rast, ich habe das Gefühl dass ich "in den Boden falle". Meine Welt hat sich in den Jahren sehr verkleinert. Manchmal war es so schlimm, dass ich es nicht vor die Haustüre geschafft habe. Deswegen habe ich Agora - so nenne ich sie - wissen lassen, dass ich gerne wieder leben würde. Uneingeschränkt. Ohne Angst. Frei. Sie hat nachgedacht und gemeint Exposition würde helfen. In der Theorie und in der Praxis. Sie sei durchaus einverstanden sich auf Sicherheitsabstand zurück zu ziehen, wenn ich gut auf mich und mein Inneres Kind aufpassen würde. Sie ist ja die Beschützerin. Liebe Agora - geliebte Phobie - es wird Zeit, dass du mich stärker werden lässt, denn ich bin es. Ich möchte wieder frei atmen. Ich möchte meine Freunde in anderen Bezirken besuchen. Ich möchte reisen. Ich will leben. Ich weiß du bist nicht wirklich meine Feindin, aber es die Mechanismen die dich ausgelöst haben sind nicht mehr vakant. Ich kann. Ich will. Und so wie viele andere da draußen mit ihren "seelischen Begleitern" Hand in Hand durch das Leben gehen, gehe ich mit dir. Diese Geschichte über uns - unsere Zwiesprache und das was wir erlebt haben, erleben werden und in Geschichten umformen - ist all jenen gewidmet die ebenfalls die Tiefe und die Dunkelheit des Lebens kennen. Egal ob Phobien, Depressionen, Burnout, ect. Unsere Geschichten, liebe Agora, soll ihnen ein Licht sein, damit sie vielleicht auch Frieden schließen können. Heilen können. Leben können. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Aus dem Lexikon (Quelle Wikipedia) Als Agoraphobie (altgriechisch ἀγορά agorá ‚Marktplatz‘ und φόβος phóbos ‚Furcht‘), in der Fachsprache auch Platzangst genannt, bezeichnet man eine Angststörung, die durch bestimmte Orte und Situationen wie weite Plätze oder Menschengedränge ausgelöst wird. Betroffene vermeiden die auslösenden Situationen und können im Extremfall nicht mehr die eigene Wohnung verlassen. Eine Agoraphobie liegt auch dann vor, wenn Menschen angstbedingt weite Plätze oder Reisen allein oder generell meiden. Allen diesen Situationen ist eine Angst vor einem Kontrollverlust gemeinsam.[1] Die Betroffenen befürchten so etwa, dass sie im Falle einer Panik oder potentiell bedrohlicher Körperzustände nicht schnell genug flüchten könnten, Hilfe nicht schnell genug verfügbar wäre oder sie in peinliche Situationen geraten könnten. Die Agoraphobie tritt häufig zusammen mit einer Panikstörung auf.[2] Die Angst vor weiten Plätzen wird in der Psychologie Platzangst genannt, ein Terminus, der in der Umgangssprache für den entgegengesetzten Angstzustand verwendet wird, nämlich die Klaustrophobie (Angst vor engen Räumen), die in der Fachsprache als Raumangst bezeichnet wird (isolierte Phobie gemäß der Norm ICD-10 F40.2). |
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