Mama, Mama....! Ja, mein Kind? Mama, ich habe meinen Traumjob gefunden! Achso, mein Schatz? Was denn? Zahnärztin? Rechtsanwältin? Neiiiiiiin Mama - doch nicht sowas Blödes!!! Nein - Küüüüüünstlerin! Bumm - liegt die Mama am Boden und der Vater ruft die Rettung. Bei mir war es Gottseidank nicht ganz so. Meine Eltern haben mir zwar einen "Brotberuf" ans Herz gelegt, aber sie waren nicht übermäßig schockiert, dass ich dann doch, nach Jahren in einem Brotberuf, in die Kunst gegangen bin. Außerdem war ich im KUNSThisttorischen Museum angestellt - also war mein Gang in die Kunst nicht so abwegig. Net wahr? Es war eh klar - von Anfang an. Das Kind hat ja schon im Kindergarten angefangen künstlerisch tätig zu sein. Die erste Ausstellungsfläche und noch immer gut gewartete Galerie war der breite Türstock zur Küche. Erst letztens hat mich meine Mutter gebeten nach Hause zu kommen um ein paar der Bilder, die mittlerweile schon ein stolzes Alter von 30 Jahren tragen, zu restaurieren, da die Farben vergilben. Verwöhnt im Sinne von - Oh, du bist ein ganz tolles Wunderwuzi - wurde ich nicht. In meiner Familie galten Talente als guter Ton und es war Allgemeinwissen, dass "Talente", also in Richtung Kreativität, eher Hobbies zu bleiben hatten, als Brotberufe zu werden, aufgrund der geringen Chance damit genügend Geld zu verdienen. Ich möchte betonen: meine Eltern waren nie ungut, aber wie gesagt darauf bedacht, dass ein gutes existentielles Standbein vorhanden war. Einige meiner Vorfahren waren im Kreativbereich tätig gewesen: Urgroßvater bei den Wiener Philharmonikern, Großmutter Schauspielerin am Burgtheater, Großvater schreibender evangelischer Geistlicher, und so weiter........ Ich sehe "meinen Gang in die Kunst" als Loslösung. Gar als Kampf. Als Klippensprung. Fünf Jahre war ich wie schon erwähnt im Kunsthistorischen Museum im Shop beschäftigt. Ich habe es geliebt. In der Früh, wenn ich auf den Weg zur Arbeit den Heldenplatz überquerte, im Hofburginneren Paraden zum Empfang für Staatspräsidenten beobachtete, dachte ich bei mir: was für ein wunderbarer Arbeitsplatz! Im Museum selbst bin ich mit verschleierten Blick, zehn Zentimeter über den Boden schwebend von einem Bild zum anderen gewandelt. Ein Kunstdruck von Hohlbeins Ölportrait von Jane Seymour hängt bei mir im Zimmer.Ich kann durchaus behaupten alle Bücher in den Shops aller Sammlungen des Museums (Haupthaus, Schatzkammer, Neue Burg, Theater Museum, Wagenburg) verschlungen zu haben. Es war wirklich schön. Doch das Kind wollte mehr. Vor fast 10 Jahren bin ich vom Museum weggegangen und habe mich bildlich gesehen mit selbst gebastelten Papierflügeln die Klippe "in die Kunst" hinunter geworfen. Es ist das was ich immer tun wollte - kreativ sein. Etwas mit den Talenten anfangen die ich mitbekommen habe, sie umsetzten, sie einsetzten - wie ein Automechaniker, ein Pilot, eine Krankenschwester, ein Verkäufer - so wie diese Menschen Talente von Mutter Natur zum Einsatz in ihrem Beruf bekommen haben, wollte ich die Meinen ebenfalls schicksalsgerecht LEBEN. Es ist kein Honigschlecken als "Freiflieger". Die romantische Vorstellung des "armen Künstlers ala La Boheme" ist des Öfteren ein Bestandteil einer Künstlerkarriere. Arbeitslosigkeit, Geldlosigkeit, Zweifel, Druck, und so weiter. Drei Teilzeitjobs, das Suchen nach Netzwerken, das Treffen auf nette und nicht so nette Leute...was soll ich sagen? Ich denke, einige wissen genau wovon ich rede. Ein Brotberuf ist Kunst nicht wirklich. Und wenn das im Sinne von "hartes Brot". Sehr "hartes Brot". Finanziell gesehen. Freilich wird von öffentlicher Hand versucht die Situation von Künstlern zu verbessern, aber Fakt ist, "Künstler" an sich ist kein Job mit Fixanstellung und einem monatlichen fixen Einkommen. Ach....Träumerei.....her mit dem Grundeinkommen!!!! Dennoch....und hier kommt wieder die Stimme der Überzeugung: ich könnte gar nicht anders. Ich treffe so viele tolle Menschen, erlebe interessante Dinge - ich kann nicht anders als, das was in mir drinnen ist zu leben. Es ist als wäre ich mit Farbe, Gedanken und Formen gefüllt und wenn ich versuchen würde all das zurück zu halten würde ich bersten und das Kuddelmuddel aus Farbe, Gedanken und Formen würde sich am Boden verteilen. Buff! Alles am Boden..... Oder ich würde krank werden. Ich folge meinem Weg unaufhörlich. In unser großen, kleinen Welt ist es sicherlich schwieriger geworden Künstler zu sein. Es ist wunderbar, dass es so viele gibt, aber gleichzeitig hat es auch seine Nachteile. Manchmal, wenn mir die Decke dezent auf den Kopf zu fallen droht stelle ich mir mit einem amüsierten Lächeln folgendes vor: Ich lebe in der Steinzeit. Bin Künstlerin. Bin geehrt und kann das tun, wofür ich geboren worden bin. Ich bepinsel Höhlenwände und gehe mit dem Schamanen dann und wann auf einen mit Pilzen unterstützen Trip in die Geisterwelt. Warum die Steinzeit? Weil in kleineren Gruppen von Menschen eher möglich gewesen ist, seinen natürlichen Talenten nach zu leben und zu arbeiten. In unserer globalisierten Welt wird es immer schwieriger für kreative Menschen (egal ob Künstler, Sängern, ect) da der Fokus auf der Wirtschaft liegt. So denke ich gerne an eine kleine Menschengruppe, in der jeder seine eigene Bedeutung hat, jeder seinen Sinn, jeder auf seine Art einen wichtigen Beitrag für die Gruppe leistet. Hmpf. Ugah-ugah.
1 Comment
Tango-Harry
2/23/2017 12:54:52 pm
... ein wirklich liebenswertes ´Outing´ ! Wenn man das Zeug dazu hat, kann man sich kreativ `ausleben´ .... - auch wenn dann das ´Überleben´ (finanzielll !) nicht ganz leicht ist - Aber man kann seinen eigenen (!) Weg gehen !!!! - Bewundernswert jedenfalls , toi toi toi !!!! :-) :-) :-)
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AuthorDie österreichische Künstlerin Sonjuschka betreibt nicht nur Malerei/Fotografie und Schauspielerei , sondern widmet sich auch der schönen Kunst des Schreibens. Archives
February 2017
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